Erster Schritt: diskutiere Deine Ideen – Die Vorteile sind größer als die Nachteile

Erster Schritt: diskutiere Deine Ideen – Die Vorteile sind größer als die Nachteile

Manchmal sind unsere Träume so schön, dass wir nicht aufwachen möchten. Ein Phänomen, dass auch bei Gründern zu beobachten ist, wenn sie ihr Produkt geheim halten.

Der Traum vom schnellen Erfolg ist zu schön, als dass man ihn mit Käuferfeedback belasten sollte. Die Angst unrecht zu haben ist zu groß, als dass man sich mit der Realität des Marktes aussetzen möchte.

Statt die Idee sinnvoll mit anderen Gründern oder, besser noch, potentiellen Kunden, zu diskutieren, füllt das Team in ein Google Sheet oder einen Lean Canvas seine Hoffnungen und Träume.

CAC? So 10€! Konservativ gerechnet.

LTV? So 100€! Mindestens.

Wow… und wenn der CTR vielleicht sogar 10% erreicht, dann sind wir nach 6 Monaten sooo groß – und nach einem Jahr sind wir Unicorn – ganz realistisch gerechnet.

Kenne ich. Ist schön. Bringt viel Motivation.

Bevor ihr aber das macht ist es besser mit ein paar Freunden und Fremden zu sprechen. Kannst Du die Idee prägnant und verständlich erklären? Ist die Idee einleuchtend? Was ist das Feedback? Für gewöhnlich entsteht ein Austausch von Ideen, bei dem es sehr schnell nicht mehr um die Idee selber geht, sondern um Alternativ-Ideen.

Was ist, wenn mir die Idee geklaut wird?

Die Angst ist real – die Gefahr eher nicht. Bedenke ein paar Dinge:

  • Wenn die Idee so einfach nachzubauen ist, worin liegt der Vorteil von 1-2 Monaten Vorsprung?
  • Wer hat a.) die Fähigkeit, b.) die Ressourcen, c.) die Motivation und d.) selber nicht viel bessere Ideen, um Deine Idee nachzubauen?

Die Gefahr, dass eine Idee wirklich unique ist und dann von jemandem anderem als absolut unfassbar gut erkannt wird, der sie dann auch noch besser umsetzt, als der ursprüngliche „Erfinder“, ist verschwindend gering. Alle erfolgreiche „copy cats“ von denen ich weiß, haben existierende Produkte kopiert und in entscheidenden Bereichen verändert und verbessert: facebook kopierte friendster, google kopierte altavista, microsoft kopierte apple. Niemand hat auf einer Cocktail Party eine Idee vom Nebentisch aufgeschnappt und am nächsten Morgen erfolgreich in ein Produkt gegossen, dass dann den Markt aufgefressen hätte. Vergesst es. Die Begründung, dass die Idee geklaut wird, ist eine Ausrede, um der Angst aus dem Weg zu gehen, dass die Idee grundsätzlich blöd ist.

Ich war gestern auf einer Veranstaltung und am Ende gab es die Möglichkeit, dem Publikum seine Idee vorzustellen. Habe ich gemacht – hat sich blöd angefühlt, weil es das erste Mal war, dass ich über diese Idee gesprochen habe. Ich habe für mich dann festgestellt, dass ich noch gar kein Produkt habe – sondern nur ein vages Problem, welches ich nicht mal gut beschreiben konnte. Ich habe dann einen spezifischen Use-Case besprochen, um das Problem und die Lösung greifbar zu machen. Das Publikum hat dann auch entsprechendes Feedback gegeben: Das Problem ist doch schon gelöst. Es ist kein Problem. Ich habe das Problem nicht. Ich finde die Lösung blöd. Folgende Probleme: 1, 2, 3…

Für mich war das zuerst sehr frustrierend – und dann sehr befreiend: Die Idee ist öffentlich und nichts Schlimmes ist passiert. Ich habe einen Use-Case geschlossen und kann mich auf andere Bereiche konzentrieren. Nichts davon ist negativ – nachdem ich über das initiale Feedbackbar hinweggekommen bin.

Was soll das bringen? Versteht doch eh keiner!

Mit anderen zu sprechen bedeutet eben auch die Idee konkreter zu machen. Sie kann nicht mehr alles für alle sein. Sondern die Idee braucht eine Zielgruppe, ein Problem welches sie löst und ein Modell, wie sie Geld verdient. Mit anderen Worten: Die Idee wird langsam zum Produkt.

Wenn das Produkt aber niemand versteht – dann hast Du als Gründer ein Problem. Wenn Du das Produkt nicht beschreiben kannst, wie soll es dann von jemandem gekauft werden? Wer soll das Geld geben, mit dem das Produkt gebaut wird? Du musst üben, wie Du das Produkt beschreiben kannst, damit es für Dein Publikum erfahrbar wird, bevor es existiert oder in Benutzung ist.

Nur Mut! Sprich über Deine Idee!

Die Vorteile sind viele, wenn Du mit anderen sprichst. Du bekommst ein besseres Gefühl für Deine Idee. Du bekommst Feedback zu den Möglichkeiten. Die Idee verändert und verbessert sich. Du findest früh heraus, wenn die Idee wirklich blöd ist – und kannst Deine Energie und Zeit darauf verwenden, etwas Besseres zu entwickeln. Vielleicht findest Du jemanden, der begeistert ist und ein early adopter sein möchte, oder Geld gibt oder Co-Founded.

Deshalb: Nur Mut! Geh raus und sprich über Deine Idee!