Lauf nicht weg. Verfolge Dein Ziel!
Ich treffe viele Menschen, die eine berufliche Veränderung suchen. Das können Mentor Situationen oder Bewerbungsgespräche sein, oder einfach Freunde von Freunden. Meine Lieblingsfrage ist immer: Was suchst Du denn?
Ich will nur weg
Selten kommt dann eine konkrete Antwort, sondern eine Litanei, was die neue Aufgabe nicht sein soll.
Zum Beispiel darf die Arbeit nicht sein:
– langweilig
– im Customer Service
– mit einem schwierigen Team
Oder die Person sucht:
- Wertschätzung für die eigene Arbeit
- Freiheit Entscheidungen zu treffen
- Klare Verantwortungen
- Stabilität
In den meisten Fällen sucht die Person keine neue Aufgabe. Sie versucht ihre alte Aufgabe zu verlassen. Das ist ein großer Unterschied, sowohl für den Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber.
Eine Person einzustellen, die auf die Rolle nicht passt, kostet den Arbeitgeber viel Geld und viel Zeit. Das ist blöd, aber meist keine Katastrophe.
Für den Arbeitnehmer ist das schon etwas anderes. Denn jedes Arbeitsverhältnis steht im Lebenslauf – und wird über die Arbeitszeugnisse dokumentiert. Wenn Du als Arbeitnehmer nicht weißt WOHIN Du willst, sondern nur weißt, dass Du WEG möchtest, wirst Du jeden Job nehmen, der Dir angeboten wird. Das dieser Job auf Dich und Deine langfristigen Ziele passt, kannst Du aber nicht prüfen, denn Du hast ja nur das kurzfristige Ziel „weg“. Damit überlässt Du dem Einstellenden die Verantwortung für Dein Leben. Das kann keine gute Idee sein.
Ich hatte eine Bewerberin, die unglücklich war mit dem Team in ihrer Steuerberatungskanzlei. Sie wollte die Buchhaltung für unsere Firma machen. Als ich sie gefragt habe, was Sie denn gerne macht, war die Antwort: „Mit verschiedenen Mandanten die unterschiedlichen Fragestellungen diskutieren. Die Vielfalt der Firmen und Fragen machen mir Spaß.“ Meine Antwort war: „Ja, aber bei uns ist es nur unsere Buchhaltung und so viele Fragen hoffe ich kommen nicht mehr auf.“ Sie: „Ja, super – dann mach ich eben das.“
Mir war klar, dass diese Person nur unglücklich mit der Rolle bei uns sein wird – und das wird bei uns durchschlagen.
Orientierungslos
Viele Menschen sind auch von der Frage nach Ihren Zielen überrascht. Wer aber zu diesen Fragen keine Antwort hat, fliegt ohne Kompass. Als Arbeitgeber kann ich dieser Person keine Rolle anbieten, denn es ist reines Glücksspiel ob sich Person und Rolle vertragen. Als Mentor kann ich auch keine gute Hilfestellung leisten, denn ich weiß ja nicht, welches Ziel zu ereichen ich helfen soll.
In solchen Situationen bekommen Menschen meistens gut gemeinte aber schlechte Ratschläge, die helfen könnten, die Ziele des Rat Gebenden zu erreichen. Am Ende eine frustrierende Erfahrung für beide Seiten: Der gut gemeinte Rat hilft dem einen nicht weiter und wird daher auch nicht angenommen.
Das Einzige was man tun kann ist zu helfen die Ziele herauszuarbeiten. Die Ziele können vielschichtig und in verschiedenen Dimensionen liegen.
- Was möchtest Du machen?
- Wie möchtest Du arbeiten?
- Wo soll der Job sein?
- Woran möchtest Du arbeiten?
- Was macht Dich glücklich?
Dabei kann es helfen bestimmte Fragen zu stellen:
- Gab es eine Situation, die Du wiederherstellen möchtest?
- Kennst Du jemanden, der Deinen Traumjob hat?
- Wenn Du Dir einen Arbeitstag selber gestalten könntest ohne Einschränkung- wie würde der aussehen.
- Wenn Geld keine Rolle spielen würde, aber Du müsstest Dich für einen Job entscheiden den Du nie wieder abgeben darfst – welcher Job wäre das?
- Wo willst Du in 10 Jahren sein? Und was musst Du heute tun, um da hinzukommen?
Ziele, die wir in Bewerbungsgesprächen so schon rausgearbeitet haben:
- Eigentlich möchte ich mich selbstständig mit Gesundheitsvorsorge machen.
- Eigentlich macht mich Struktur und Sicherheit glücklich
- Eigentlich möchte ich nach dem Studium in einer internationalen Anwaltskanzlei arbeiten.
Damit kann ich arbeiten – auch wenn ich hier keinen Job anbieten konnte, der den Personen gerecht geworden wäre.
Als Arbeitnehmer musst DU Deine Ziele genau definieren und die Stelle danach suchen.
Grundsätzlich verbessert das auch die Chancen diese Stellen zu finden, zu bekommen und im neuen Job fundamental glücklich zu sein. Als Arbeitgeber solltest Du darauf achten, dass Du die Ziele und Wünsche des Bewerbers über das „anders sein“ hinaus mitgehen kannst. Sonst musst Du wahrscheinlich sehr bald die Stelle wieder nachbesetzen.
Also frag: Was ist Dein Ziel? Was möchtest Du machen? Beschreibe Deinen perfekten Arbeitstag. Beschreibe Deinen perfekten Job.
Entscheide Dich bevor Du das Angebot bekommst
Im Anschluss wird das Bewerbungsgespräch auch ein echtes beiderseitiges Kennenlernen. Denn der Job muss auch auf den Bewerber passen – nicht nur umgekehrt. Als Bewerber hast Du meistens mehr Informationen als der Arbeitgeber – einfach weil Du viel komplexer bist als die Stelle. Also triff Du eine aktive Entscheidung, ob Du die Stelle möchtest bevor sie Dir angeboten wird. Wenn Du sie nicht willst, sag aktiv ab. Das macht das Leben beider Seiten einfacher.